Collateral Management

11/6/2023
Aktuelle Fragestellungen im Collateral Management Markt

Mit der Einführung der sechsten Phase der Uncleared Margin Rules im Jahr 2022 sind nun sämtliche Marktteilnehmer verpflichtet, sich mit den Initial Margin (IM) Regeln auseinanderzusetzen. Diese Regeln umfassen die Berechnung der Initial Margin, die Überwachung von Schwellenwerten, den Austausch von Sicherheiten bei Schwellenwertüberschreitungen, die Kontrolle der vorhandenen Wertpapiersicherheiten und die getrennte Abwicklung dieser Sicherheiten.

Dies stellt insbesondere kleinere Institute vor neue Herausforderungen, da sie vermehrt auf Wertpapiersicherheiten zurückgreifen müssen, im Gegensatz zur bisherigen Praxis des hauptsächlichen Cash-Austauschs. Dies erhöht die Komplexität des Sicherheitenmanagements erheblich, da Aspekte wie Abwicklung, Haircut-Berechnungen und Geeignetheitsprüfungen berücksichtigt werden müssen.

Das Thema Collateral Management bleibt somit ein wichtiges Thema im Markt, obwohl viele regulatorische Vorgaben bereits umgesetzt sind. Auch kleinere Akteure sind dadurch mittlerweile betroffen auch sie müssen sich den folgenden Initial Margin (IM) Rules stellen:

  • Berechnung der Initial Margin: Berechnung des Exposures nach dem Standardansatz (SIMM) nach ISDA oder nach einem durch die Aufsicht genehmigten eigenen Ansatz
  • Kontrolle des Schwellenwertes: Institute müssen jederzeit prüfen, ob der Schwellenwert bzgl. IM eingehalten wird, um wenn nötig die Gegenpartei zu informieren
  • Überschreitung des Schwellenwertes: bei Überschreitung des Schwellenwertes bei IM muss mit der Gegenpartei ein Austausch der Sicherheiten veranlasst werden
  • Kontrolle der Sicherheiten: der eigene Bestand der vorhandenen Wertpapiersicherheiten muss ständig überwacht werden, um zu schauen, ob dieser als Collateral gestellt werden kann
  • Trennung der Abwicklung: die gestellten Papiere müssen gesondert verrechnet werden

Dies führt zu einigen Herausforderungen im aktuellen Umfeld: Zum einen müssen die Institute die komplexere Bewertung der IM meistern und verschiedene Sensitivitäten und Korrelationen berücksichtigen. Um dies zu ermöglichen, werden genauere Daten, zum Beispiel Marktdaten und Cashflows, benötigt. Zum anderen wird im Gegensatz zur Variation Margin, bei der hauptsächlich bislang Cash ausgetauscht wurde, nun mehr auf Wertpapiersicherheiten zurückgegriffen, da diese Marktstandard bei IM ist. Für kleinere Institute entsteht damit die Herausforderung, zukünftig auf Barsicherheiten zu verzichten. Auch vergrößert sich durch die Stellung von Wertpapieren die Komplexität der Sicherheitenstellung, durch Thematiken wie Abwicklung, Berechnung von Haircuts sowie Geeignetheitsprüfung.

Damit kommen wir zu den aktuellen Herausforderungen am Markt, welche auch im aktuellen Collateral Guide von JP Morgan angesprochen werden. Die größte Herausforderung besteht weiterhin in der Optimierung der Sicherheiten-Prozesse, welche durch das Stellen von Wertpapiersicherheiten für die Initial Margin (IM) nochmals an Bedeutung gewonnen hat. Buyside-Marktteilnehmer haben inzwischen oft einheitliche Funding Desks, es besteht gerade auf der Buyside aber noch ein großes Silodenken bzgl. des Fundings von Collaterals.  

Hinzu kommt, dass aufgrund der aktuellen hohen Zinsen und der damit verbunden hohen Kosten für Cash, auch die Verfügbarkeit von High-Quality Liquid Assets zunehmend schwieriger wird. Dadurch beobachten wir im Moment eine Umkehr bei den Buyside-Kunden, die 2021 noch 90% der gestellten Sicherheiten als Staatsanleihen einlieferten, allerdings im Jahr 2023 dieser Anteil auf weniger als 50% zurückging. Der Anteil von Aktien und Unternehmensanleihen hat sich dagegen nachhaltig erhöht, eine Herausforderung für die Marktteilnehmer, die Prozesse ihrer Sicherheitenoptimierung entsprechend anzugleichen. Das bereits angesprochene Silodenken führt leider immer noch zu einer stark fragmentierten Systemlandschaft bei den Instituten, mit der Folge, dass Prozessstrukturen nicht entsprechend angeglichen bzw. optimiert werden können. Weitere aktuelle Themen sind die Gewinnung zusätzlicher Gegenparteien und die Erschließung neuer Märkte.

Bei Preyer sehen wir, dass am Markt folgende Themen und Herausforderungen entstehen werden, für die Lösungen gesucht werden müssen:

  • T+1 Settlement in den USA: Dies bringt Anforderungen an die Settlement-Prozesse mit sich. Dabei besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Initial Margin auf Grund des verkürzten Settlement-Risikos verringert. Dieses neue Settlement-Regime kann sich, nachdem es erfolgreich im US-Markt umgesetzt wurde, durchaus auch im globalen Markt etablieren und eines Tages sogar in T+0 aufgehen.
  • Tokenisierung: wenn wir über schnellere Abwicklung bei Collateral sprechen, müssen wir auch über die Tokenisierung von Sicherheiten sprechen. So haben Black Rock und JP Morgan dieses Jahr erstmals tokenisierte Fondsanteile genutzt, um ein Derivategeschäft mit Barclays abzusichern. Dies hat zur Folge, dass die Sicherheiten in real time per Blockchain „gesettlet” werden können, was eine Steigerung der Effizienz mit sich bringt – egal ob Intraday Margin Calls oder für den CCP. Auch können bislang nicht lieferbare Assets tokenisiert werden, was zu einer Ausweitung der akzeptierten Sicherheiten führen kann.
  • Erweiterung der Sicherheiten: gerade aufgrund der aktuellen Lage bzgl. der Verfügbarkeit von Sicherheiten, wollen Marktteilnehmer auch Assets nutzen, die bislang nicht regulatorisch zugelassen sind bzw. aus Ländern, die anderen Restriktionen unterliegen
  • Verpfändung von Sicherheiten: zunehmend wird von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, erhaltene Sicherheiten weiter zu verpfänden. Schon heute sind in Europa bis zu 18% der Sicherheiten verpfändet und man kann davon ausgehen, dass sich diese Zahl in Zukunft erhöht.
  • Eurosystem Collateral Management System (ECMS): Das Thema ist gerade für europäische Banken, welche an den Tendergeschäften der EZB teilnehmen, ein sehr interessanter Aspekt. Die Kanalisierung der bislang fragmentierten Systeme der europäischen Zentralbank wird neue Möglichkeiten der Optimierung des Collateral Managements eröffnen. So wird es in Zukunft nur noch ein europaweites System zur Stellung von Zentralbanksicherheiten geben. Diese Initiative als Bestandteil der TARGET-Systeme geht im April 2024 in Europa an den Start. Bis dahin müssen die teilnehmenden Banken ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Wir von Preyer helfen Ihnen gerne dabei diese Themen anzugehen. Melden Sie sich bei Interesse beim Autor des Textes und Preyer-Experten für Collateral Management, Marc Kresin: marc.kresin@preyer.de

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